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Erste Hilfe

Schlaganfall, Hirnblutung oder Hirnverletzung

MRT-Scan mit mehreren Aufnahmen von einem Gehirn

Es kann jeden treffen. Durch eine Krankheit oder einen Unfall – meistens plötzlich und unerwartet. Wenn es passiert, sind die Folgen für den Betroffenen und seine Angehörigen noch nicht im ganzen Ausmaß absehbar. Aber eins ist sehr schnell klar: Das gesamte bisherige Lebenskonzept muss neu definiert werden. Es gibt natürlich immer wieder Fälle der weitestgehenden oder gar kompletten Genesung. Aber selbst dann sieht man wohl danach im Leben vieles anders.
Für den Betroffenen und seine Familie bringt die akute Situation große und immer wieder neue Probleme mit sich. Besonders, wenn der Betroffene zum Pflegefall geworden und auf fremde Hilfe angewiesen ist, kommen bisherige Rollen schnell ins Wanken. Dies hat enorme Auswirkungen auf alle zwischenmenschlichen Beziehungen, wie Partnerschaft und Freundschaften. Wieder im Leben anzukommen und eine neue Perspektive zu entwickeln, ist ein langer und steiniger Weg.
Besonders gegen Ende der Reha stellt sich die Frage, wie es nun weitergeht. Die Antwort auf die Frage wird umso schwieriger, desto schwerwiegender die Behinderung des Patienten ausfällt.

Plötzlich steht man vor einem riesigen Berg

Ein Bergmassiv in den Alpen

Wie kann ein möglichst normales Leben aussehen? Wie ein vager Lebensentwurf? Wer bezahlt was? Was wird aus unserer Beziehung? Wie soll das alles gehen? Ins Pflegeheim oder Daheim? usw.
Es sind existentielle Entscheidungen zu treffen. Behörden- Dschungel und -Rennerei machen den Angehörigen das Leben auch nicht gerade leichter. Eigentlich hätte man ja ganz andere Probleme zu bewältigen. Die Erfahrungen, die viele Menschen dann mit Kostenträgern machen, sind leider nicht immer positiv. Angehörige und Betroffene sind da schnell überfordert und hilflos. Welche Arroganz, Ignoranz und Unwissenheit so manche Staatsdiener an den Tag legen, ist zum Teil erschreckend. Auch bei einigen Mitarbeitern der Krankenkassen sieht es nicht besser aus. Natürlich kann man das nicht pauschalisieren, denn es gibt durchaus auch hilfsbereite und mitfühlende Exemplare, die eine tolle Arbeit machen.
Die SozialpädagogInnen an den Kliniken können aufgrund ihres enormen Arbeitspensums kaum noch eine umfassende Unterstützung leisten. Sie werden in den meisten Rehakliniken erst kurz vor der Entlassung involviert und informiert. Und: Nach der Entlassung aus der Reha sind sie nicht mehr zuständig. Eine längerfristige enge persönliche Betreuung/Begleitung „aus einer Hand“ wäre sehr wünschenswert. Aber bei leeren Kassen möglicher Geldgeber, ist dies eher nur ein Wunschtraum. Somit bleibt den Angehörigen nur, sich die Hilfe und Beratung mühsam aus verschiedenen Angeboten zusammenzusuchen und leider nur eher zufällig zu finden. Es gibt nur wenige auf Menschen mit erworbener Hirnschädigung spezialisierte Beratungsangebote. Im Internet stehen Ihnen für die Beratungsstellensuche Datenbanken zur Verfügung. Beispiele sind die Datenbank der Hannelore Kohl Stiftung und der Familienratgeber.
Auch auf den Webseiten von Verbänden und Organisationen können Sie viele nützliche Informationen finden. Der Sozialverband Deutschland und der VDK bieten Beratung und rechtliche Hilfen für ihre Mitglieder an.

Holen Sie sich Hilfe!!

Ein schwarzes Telefon

Hilfe ist wichtig. Nicht nur, um die weiteren Schritte zu planen, sondern auch für die eigene Seele. Nahe Freunde und Verwandte können und werden dies nicht auf Dauer leisten. Diese sind oft auch emotional selbst zu sehr beteiligt und so ein Dauerthema „Krankheit, Pflege, Trauer etc.“ über Monate und Jahre hinweg belastet leider die Freundschaft.
Eine Selbsthilfegruppe kann eine gute Möglichkeit sein, sich auf Augenhöhe auszutauschen und auf die vielfältigen Erfahrungen anderer Betroffener zurückzugreifen.

Eine gute Anlaufstelle zu allen Themen rund um die Pflege sind die Pflegestützpunkte. Dort unterstützt man Sie übrigens auch beim Ausfüllen von Anträgen.

Einige Sitzungen bei einem Psychologen oder einer Psychologin mit Erfahrung im Bereich der Krisenintervention kann bei der Bewältigung der aktuellen Lebenskrise sehr hilfreich sein. Es geht hierbei nicht darum Kindheitstraumata aufzuarbeiten, sondern zu lernen mit der neuen Situation zurechtzukommen. Für diejenigen, die es niedrigschwelliger möchten, gibt es mittlerweile eine anonyme Online-Beratung durch pflegen-und-leben.de und die Telefonseelsorge.

Wer zahlt die Pflege?

Im Vordergrund ein Taschenrechner, im Hintergrund eine Nierenschale mit Kleingeld davor ein Tablettenblister

Bei einem vorliegenden Pflegegrad ist die Pflegekasse der Krankenversicherung für die Pflegekosten zuständig. Diese Leistung, ist je nach Pflegegrad begrenzt. Übersteigen die Pflegekosten den Leistungsbeitrag kann, bei nachgewiesener Bedürftigkeit, das Sozialamt (Hilfe zur Pflege) für die Kostenübernahme aufkommen.
Achtung: Solange Sie als „AntragstellerIn“ verwertbares Vermögen besitzen (5000 Euro Schonvermögen pro volljähriger Person, 500 Euro pro Kind), übernimmt das Sozialamt keinerlei Kosten. Werden Leistungen bewilligt, so müssen Sie, je nach Einkommen der Bedarfsgemeinschaft, einen Eigenanteil zur Pflege zahlen. Lassen Sie sich dazu unbedingt von unabhängigen Stellen (Pflegestützpunkte oder Sozialberatungsstellen von Caritas, DRK, AWO oder Verbraucherzentralen, etc.) beraten.

Übrigens, bei der Hilfe zur Pflege vom Sozialamt gilt folgendes: Wird die Pflege nicht ausschließlich durch „Profis“ durchgeführt, d.h. pflegen Sie den Angehörigen zeitweise selbst, so hat der Betroffene ggf. zusätzlich Anspruch auf Pflegegeld vom Sozailamt. Dieses Pflegegeld zu bekommen gestaltet sich allerdings manchmal als nicht ganz unproblematisch. Es lohnt sich zu diesem Thema den Artikel Phantom Pflegegelddrittel von Gerhard Bartz (Forsea e.V.) zu lesen.

Text © 2012, überarbeitet 2020, Sabine Schleppy, Dipl.-Pädagogin