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Ergotherapie

1. Was ist Ergotherapie?

„to ergon“ (griech.) = Tat / Werk / Arbeit
„therapeia“ (griech.) = Heilung / Pflege


Ergotherapie versteht sich als eine ganzheitliche Therapieform, basierend auf medizinischen, sozialwissenschaftlichen und handlungsorientierten Grundlagen. Sie ist ein medizinisches Heilmittel zur Behandlung von Menschen, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Handlungsunfähigkeit bedroht sind.

Defizite in der Handlungsfähigkeit entstehen aus den verschiedensten Ursachen heraus. Einschränkungen motorisch-funktioneller, sensomotorisch-perzeptiver, neuropsychologischer, neurophysiologischer oder psychosozialer Art können Ergotherapie erforderlich machen.

Die Einsatzgebiete der Ergotherapie sind daher sehr weit gefächert. Die fünf großen Arbeitsfelder sind:

- Pädiatrie (Kinderheilkunde)
- Neurologie
- Orthopädie / Traumatologie
- Geriatrie (Altenheilkunde)
- Psychiatrie

Ziel der Ergotherapie ist es, durch sinnvolle patientenbezogene Therapieinhalte die Handlungsfähigkeit wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Die maximale Selbständigkeit im Alltag, sowohl sozial als auch beruflich, soll dem Patienten ermöglicht werden.

2. Ergotherapie - bei welchen Krankheitsbildern?

Beispiele aus den verschiedenen Arbeitsbereichen:

Pädiatrie:
infantile Zerebralparese (ICP)
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Legasthenie
Dyskalkulie
Verhaltensauffälligkeiten
Entwicklungsstörungen

Neurologie:
Schlaganfall
Multiple Sklerose
Parkinson
Querschnittslähmung-
Amyotrophe Lateralsklerose
Guillain-Barré-Syndrom

Orthopädie / Traumatologie:
Rheumatische Erkrankungen
Amputationen
Unfallfolgen
angeborene oder erworbene Störungen des Bewegungs- und Haltungsapparates

Geriatrie:
Demenz
Multimorbidität

3. Was wird da eigentlich gemacht?

Am Anfang einer Behandlung steht stets die Diagnostik mittels verschiedener Tests und Gespräche.

Dabei werden die Ressourcen und Defizite analysiert und die Stärken und Schwächen bei Alltagsaktivitäten festgehalten. Die Diagnostik und Behandlung orientiert sich an den individuellen Möglichkeiten und Zielen der Patienten und ist eng an die jeweiligen Umweltbedingungen geknüpft. Angehörige müssen teilweise intensiv in die Befundung und Behandlung mit einbezogen werden.

Patienten sind in ihrer Alltagskompetenz mehr oder weniger stark eingeschränkt. Während manche sich überhaupt nicht bewegen, interagieren oder handeln können (z.B.Locked in Syndrom, Demenz), haben andere nur sehr geringe Einschränkungen.

Beispiele sind fehlende Mobilität, Störungen der Motorik der Arme und der Hände, Störungen der Sinnesorgane, verringerte Kraft, Einschränkungen der Konzentration und der Gedächtnisleistung, eingeschränkte Planungsfähigkeit bei komplexen Tätigkeiten, ungünstige Umweltbedingungen.

Immer will der Ergotherapeut die Ressourcen seines Patienten nutzen und ihm darauf aufbauend zu Aktivität zu verhelfen. Diese Aktivität ist dabei individuell verschieden -ausgeprägt und muss daher zusammen mit dem Patienten gesucht und definiert werden.

Entscheidend für den Erfolg der Therapie für den Patienten ist die ständige Erarbeitung und Überprüfung von realistischen Zielen. Dabei sollte es um Ziele gehen, die dem Patienten wichtig sind z.B. die Zubereitung von Essen, die Erledigung des Einkaufes, die Mitarbeit in der Schule, die Bewältigung des Jobs, die Gestaltung von Freizeitaktivitäten oder anderer persönlicher Ziele.

Die Behandlungskonzepte und –inhalte sind Patienten- aber auch therapeutenabhängig. So kann sich ein Erfolg beispielsweise durch unterschiedliche Behandlungsansätze einstellen.

Die Ergotherapie ist in der Regel eine aktive Behandlungsmethode, bei der der Patient unter Anleitung überwiegend selbst handelt. Mittels verschiedener Behandlungsinhalte werden in Einzel- oder Gruppentherapie die individuellen Ziele erarbeitet. Beispiele sind:

- Abbau krankhafter Haltungs- und Bewegungsmuster
- Erlernen normaler physiologischer Bewegungen
- Sensorisches Training
- Tonusregulierung
- Training grob- und feinmotorischer Leistungen
- Erlernen von Ersatzfunktionen
- Umtrainieren der Gebrauchshand
- Wahrnehmungstraining
- Ausbau kognitiver Fähigkeiten
- Beratung, Anpassung und Einsatz von Hilfsmitteln
- Herstellung von Schienen
- Wohnraumanpassung
- Narbenbehandlung
- Schmerzreduktion
- Belastungserprobung
- Sturzprophylaxe

Großes Ziel der Ergotherapie ist dabei immer die Erlangung einer größtmöglichen Selbständigkeit und der Fähigkeit aktiv zu handeln. Das Erreichen von zuvor definierten Zielen wirkt sich positiv auf die Psyche aus und kann so die Effizienz der gesamten Behandlung steigern. Von der Verbesserung der Lebensqualität und der Minderung von Abhängigkeiten profitieren außer dem Patienten auch die Angehörigen.

5. Wie und wo kann ich Ergotherapie beantragen?

(an wen muss ich mich wenden um eine geeignete Einrichtung in meiner Nähe zu finden?)

Ergotherapie ist ein anerkanntes Heilmittel und damit eine Vertragsleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Sie wird vom behandelnden Arzt verordnet. Pro Verordnung muss der Patient in der Regel eine Zuzahlung in Höhe von 10% selbst tragen. Eine Therapieeinheit umfasst je nach Krankheitsbild zwischen 30 und 60 Minuten. Die Behandlungsfrequenz ist abhängig von der Situation des Betroffenen. Die Therapie kann auch als Hausbesuch stattfinden.

Ergotherapeuten arbeiten in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens, zum Beispiel ambulant in Praxen oder stationär in Krankenhäusern oder Rehabilitationseinrichtungen.

Eine geeignete Praxis findet man durch Empfehlung von Ärzten, anderen therapeutischen Berufsgruppen oder Patienten. Auch in Selbsthilfegruppen, Verbänden und natürlich im Internet und den Gelben Seiten kann man Informationen erhalten. Wichtig ist dabei immer die Spezialisierung und Kompetenz zu erfragen.

Informationen und Therapeutensuche im Internet:
Deutscher Verband der Ergotherapeuten (DVE): http://www.dve.info
oder http://www.deutsche-gesundheitsauskunft.de

verfasst für tettricks von Katrin Fitz, B.Sc., staatlich geprüfte Ergotherapeutin & Christin Schulze, staatlich geprüfte Ergotherapeutin (© 2010)